„die Poesie heilt die Wunden, die der Verstand schlägt“ (Novalis)

Das ist wohl das wunderschöne, gar unglaubliche am Schreiben. Man schreibt alles auf, seinen tiefsten Schmerz, die wahnsinnigsten Gedanken, abartige, entsetzliche Gefühlsausbrüche um alles loszuwerden, allem zu entkommen. In der Hoffnung sie mögen endlich Ordnung finden, sich endlich einfügen.

Und dann passiert etwas Wunderliches. Sobald die Worte das Papier erreichen, die Tinte aufsaugend, trocknend, erscheinen einem die größten Tragödien, der größte Schmerz, wie eine lächerliche Komödie.

Wie Narrheit, die unwissende Lehre eines Kindes. Unmerklich tritt man aus sich heraus und betrachtet sich, mit neugierigen, leicht spöttischen Blick, plötzlich unfähig. Unfähig sich ernst zu nehmen, diese erschütternden Worte für wahr zu nehmen. Als hätte man sie schon losgelassen, als würde man auf einen Traum zurückblicken, der längst vergangen, längst verblasst, Jahre zurückliegt. Und doch sind sie dein, gehören zu dir, sind dein Werk, ein Stück deiner Seele, die statt kleiner zu werden um Welten wächst. Fast so als hättest du für sie einen Platz geschaffen, als wäre endlich Raum entstanden.

Wahrlich. Das Schreiben ist wie Brahman, Gautama der dich zweifelnd anblickt, deine Mutter dich wissend umarmt, reine Erlösung, reine Einheit, reines Licht.